Zum Glück hat Sonia vom B&B mir eine Wegbeschreibung mitgegeben. Mein Navi will mich in einem riesigen Inlandsbogen von Pearly Beach nach Cape Agulhas führen. So biege ich vorher ab und fahre durch eine hügelige, liebliche Agrarlandschaft, die dann in Buschland übergeht. Kurz vor Elim sehe ich von rechts eine Schotterpiste aus Pearly Beach kommen. Die hätte mächtig Weg abgekürzt, aber noch habe ich mich das mit dem Mietwagen nicht getraut.
Elim ist ein Dorf wie aus dem Bilderbuch. Kleine, weiße Häuser reihen sich die Dorfstraße aneinander bis hoch zur Dorfkirche. Die Bewohner scheinen alle Schwarze zu sein, die teilweise in den kleinen, gepflegten Gärten vor den Häusern sitzen. Eigentlich sollte ich hier mit der Kamera herumlaufen und schöne Bilder machen. Aber irgendwie hätte ich dabei ein merkwürdiges Gefühl des Nicht-hier-her-gehörens und Unfreundlichen-betretens im Bauch. Ich biege ab auf die Straße nach Struisbaai.
Hinter Elim versucht das Navi immer noch mich wieder auf die lange Inlandsroute zurückzuführen. Die geteerte Straße knickt nach links nach Bredasdorp, aber ich fahre geradeaus auf die Schotterpiste nach Struisbaai. Und schon nach kurzer Fahrt hat es sich gelohnt. In einem Wasserloch stehen Flamingos, auf Feldern und im Busch sind Strauße und merkwürdige Vögel, die nach einer Mischung aus Kasuar, Truthahn und Pfau aussehen, überqueren die Piste. Dann trifft die Schotterpiste wieder auf die Asphaltstraße zum Cape Agulhas.
Nach einem Tankstopp, den ich auch nutze, um an einen Geldautomaten zu gehen, entdecke ich in der, vom Tankwart geputzten Windschutzscheibe, einen mehrere Zentimeter langen Riss. Mist.
Der Leuchtturm am Kap ist sehr hübsch. Die Schotterpiste bis zum Parkplatz direkt am vorgeblich südlichsten Punkt Afrika ist etwas abenteuerlich. Das Monument mit der Platte mit Aufschriften in Afrikaans und Englisch ist etwas langweilig. Geduldig warte ich, bis eine wahrscheinlich Afrikaans sprechende Familie mit allen verfügbaren Kameras und Telefonen Fotos von einander gemacht hat. Zum Abschluss fotografiere ich die vier auch noch zusammen. Dann mache ich Bilder für eine Panoramaaufnahme und überlege, was wohl die Kerle dachten, die dieses Ding einfach an einer passenden Stelle an der Küste fallen ließen. Die Seite, die der indische Ozean sein soll, gibt sich allerdings mit einem Farbspiel in allen Blau- und Türkistönen Mühe, exotisch auszusehen und den Atlantik grau und langweilig aussehen zu lassen.
Zurück fahre ich zunächst die Asphaltstraße. Durchgezogene Linie – eigentlich denke ich, „was soll’s“. Aber der Verkehr ist sehr zügig unterwegs und so halte ich nicht an einem Feuchtgebiet mit Löfflern und Kranichen. Habe ich tatsächlich vergessen zu erwähnen, dass auf den Feldern immer wieder große Gruppen von weißen Reihern oder Ibissen stehen?
Hinter Elim nehme ich dieses Mal die abkürzende Schotterpiste und werde mit wunderschönen Bergpanoramen belohnt. Da die Piste recht unübersichtlich ist, halte ich lieber nicht an, um Fotos zu machen.
Dieser Beitrag ist Teil einer kleinen Serie von Artikeln zu einer Geschäftsreise nach Südafrika, an die ich ein paar Tage Urlaub dran hängen konnte.