Archiv: Wandern in Australien

Seit 1999 habe ich auf meiner ersten Website australien-fotos.de viele Tipps zum Reisen in Australien gegeben. Die Seite ist später in fotosundreisen.de aufgegangen. Die selbst programmierte Software wurde immer wartungsintensiver und deshalb habe ich die Inhalte auf dieses Blog umgezogen. Einige Inhalte wirken heute (2020) völlig aus der Zeit gefallen. Aber vielleicht gerade deshalb erhalte ich sie hier im Archivbereich.

Allgemeines

Wer in Australien ‚Wildnis‘ erleben will, ist nicht zwangsläufig auf Navigation mit Kompass und GPS angewiesen. Es gibt viele Touren unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, die es selbst dem unerfahrenem Städter mit etwas Planung und Umsicht erlauben Natur pur zu erleben.

Diese Seite kann nur einen ersten Eindruck von den Kenntnissen vermitteln, die man benötigt, um nicht nur sicher aus dem australischen Busch zurückzukommen, sondern Touren wirklich genießen zu können. Ein besonders wichtiger Punkt ist dabei auch den Busch so zurückzulassen, wie man ihn vorgefunden hat. Denn auch wenn das Land riesig wirkt, reagieren leider viele seiner Ökosysteme sehr empfindlich auf Störungen.

Tourplanung

An erster Stelle jeder Planung sollte man sich selbstkritisch fragen, wie fit man wirklich ist und was man seinem Körper zumuten kann. Bei sorgfältiger Vorbereitung sind auch größere Touren sicher. Doch wenn man sich übernimmt, bringt man schnell nicht nur sich selbst, sondern auch mögliche Retter in Gefahr – und die haben es am wenigsten verdient, durch den Leichtsinn anderer Schaden zu erleiden.

Wenn man sich für ein Gebiet entschieden hat oder interessiert, sollte man sich umfassende Informationen besorgen. Bei Nationalparks findet man in den Rangern des nächstgelegenen Büro der Nationalparkverwaltung kompetente Ansprechpartner. Gleiches gilt für Staatsforste. Je nach Bundesstaat hat deren Verwaltung einen anderen Namen (z.B. Conservation, Forrests and Land). Manchmal (leider eher selten!) findet man auch in Touristinfos kompetente Ansprechpartner.

Alle diese Stellen können einen mit einem der wichtigsten Utensilien ausstatten: Landkarten. Anhand dieser Karten kann man sich Tourempfehlungen geben lassen, mit den Rangern mögliche Rastplätze besprechen oder die Verfügbarkeit von Wasser sicherstellen. Bei Alleinwanderungen kann man die Ranger auch bitten eine Suche zu starten, falls man sich nicht binnen einer bestimmten Frist zurück meldet.

Gerade der Punkt ‚Wasser‘ ist von äußerster Wichtigkeit. Bei teilweise deutlich über 40° im Schatten braucht der Körper enorme Mengen an Wasser. Bepackt mit vielleicht 25-30 kg Gepäck für einen mehrtägigen Marsch brauche ich 7-10l Wasser – täglich. Diese Mengen kann man natürlich nicht mit sich führen. Deshalb braucht man unterwegs stets die Gelegenheit frisches Wasser aufnehmen zu können. Wer bei 25-30 kg mit den Augen rollt, sollte wissen, dass ich 1,97m und sportliche 100 kg messe und s. ‚Ausrüstung‘ etwas eigen mit meinen Kameras bin.

Meiden sollte man dabei Wasser aus Tanks. Diese enthalten oft alle möglichen Keime. Steht nichts anderes zur Verfügung sollte man Reinigungstabletten verwenden (eklig), das Wasser abkochen oder mit speziellen Filtern reinigen. Wasser aus Bächen kann man in der Regel direkt genießen. Dabei sollte man das Wasser möglichst an strömungsreichen Stellen entnehmen, wo ihm durch Verstrudelungen Sauerstoff zugesetzt wird. Umsicht ist in der Nähe von flussaufwärts gelegenen Viehzuchten geboten! Dort ist das Wasser oft mit Keimen versetzt.

In den australischen Alpen und auf Tasmanien sollte man den Winter nicht unterschätzen. Es ist kein Witz, dass australische Überlebensanleitungen den Bau von Iglus beschreiben. Ebenso sollte man die hohen Temperaturschwankungen in den Bergen bedenken. Mittags kann es noch 30° heiß werden, wenn die Nachttemperaturen schon zum Gefrierpunkt absinken.

Ausrüstung

Grundsätzlich gilt für die Ausrüstung: So viel wie nötig – so wenig wie möglich. Jedes gesparte Gramm unnötiger Ausrüstung erhöht den Wanderkomfort bzw. kann durch Lebensmittel und Wasser ersetzt die Reichweite erhöhen.

Dabei ist das ’nötig‘ durchaus individuell verschieden. Ich bin der vielfach belächelten Auffassung, dass ich nicht ohne 5-9 kg Fotoausrüstung in den Busch kann… Hingegen sollte bei der Mitnahme von Walkmen und sonstiger Unterhaltungselektronik, Duschgel (s.u.), Wimpernzangen oder Beilen (s.u.) kein Streit über deren Nutzlosigkeit entstehen.

Folgende Gegenstände halte ich für wichtig:

  • einen stabilen, gut sitzenden Rucksack
  • festes, eingelaufenes Schuhwerk
  • gute Landkarten – und die Übung z.B. Landschaftsformen (Berge/Täler) aus Höhenlinien zu lesen…
  • Sonnenschutz: Es ist bezeichnend, dass es in Australien praktisch nichts unter Faktor 15 gibt – je höher desto besser!
  • einen Wasserschlauch von mind. 2l
  • energiereiches, mineralstoffhaltiges Essen wasserdicht verpackt: Bei wenigen Tagen Marsch brauchst du keine Vitamine. Aber Salze im Schweiß müssen ersetzt werden und du brauchst Energie aus Kohlehydraten.
  • regelmäßig einzunehmende Medikamente
  • Erste-Hilfe-Ausrüstung: neben Verbandzeug, Pflastern und Salben sollte die Apotheke auch das stärkste an Schmerztabletten enthalten, was du kriegen kannst (eventuell vom Hausarzt mit Erklärung verschreiben lassen). Im Falle eines Unfalls ist nämlich nicht gesagt, dass nach dir gesucht wird. Dann sollte man in der Lage sein, auch mit Verstauchungen oder anderen Verletzungen selbst Hilfe zu erreichen.
  • Schlafsack und Isomatte: In feuchter Witterung hält ein Kunstfaserschlafsack auch nass noch warm – Daunen verklumpen. Die Daune hat dafür ein geringeres Packmaß und eventuell auch ein geringeres Gewicht.
  • Zelt: abhängig von den Witterungsbedingungen – aber immer mit Moskitoschutz!
  • Kocher und Brennstoff – man kann auch von kaltem Müsli leben. Aber neben einem heißen Tee und Nudeln bietet der Kocher auch die Möglichkeit Wasser abzukochen. Ich bevorzuge den schwedischen Trangia. Kocher und Töpfe bilden ein kleines Paket und er funktioniert mit einfachem Brennspiritus aus dem Supermarkt.
  • Wasserreinigungstabletten: Falls man nicht abkochen will – ein widerliches Zeug!
  • Wasserfilter: Selbst kann ich keine Erfahrungen beisteuern, aber Vedrana von der Site Crazy4Travel (s. Linkliste) hat mich überzeugt: Filter kosten zwar einiges in der Anschaffung und im Betrieb. Sie bedürfen einer gewissen Sorgfalt in der Benutzung. Dafür entfernen sie aber mit Aktivkohle nicht nur Keime sondern auch einige chemische Rückstände. Außerdem schonen sie im Gegensatz zu Tabletten den Geschmack.
  • gute Socken: dicke Wandersocken aus Schurrwolle oder speziellen Synthetiks können entscheidend helfen Blasen und Fußprobleme zu vermeiden.
  • warmer Pullover und lange Hose: Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind teils beträchtlich. Und bei 40° am Tage können 20° in der Nacht unglaublich kalt sein.
  • eine Uhr: Beim Wandern will man bestimmt nicht hetzen. Doch die Dämmerung ist in Australien oft extrem kurz. Wenn man davon überrascht wird, ist es fast unmöglich in der verbleibenden Viertelstunde ein Camp einzurichten. Außerdem kann man zur Mittagszeit gut Norden (sic) bestimmen, wo die Sonne im Zenit steht.
  • Taschenlampe: Die Giftschlangen Australiens sind extrem scheu – trotzdem sollte man nachts nicht aus Versehen beim Austreten auf eine drauf treten.
  • Toilettenpapier
  • Messer: Mein Favorit ist das Opinel mit Holzgriff. Die Klinge ist arretierbar für sicheres Arbeiten, sie ist an einem Stein nachschleifbar und das Messer so billig, dass ein Verlust zu verschmerzen ist.
  • Spiegel und Pfeife: Im Notfall kann man damit Signale geben.
  • Sonnenbrille: Unbedingt auf guten UV-Schutz achten. Sonst weiten sich die Pupillen wegen der Lichtabnahme und das ungefilterte UV-Licht kann schwere Schäden an der Netzhaut anrichten.
  • persönliche Hygieneartikel (Zahnbürste, Seife, Kamm, etc.)
  • Handtuch
  • Badezeug: Australier können prüde sein! O-Ton australischer Freunde als ich in Deutschland nackt badete: ‚Dafür wärst du in Australien verhaftet worden.‘

Diese Zusammenstellung ist auf eine ’normale‘ Übernachtwanderung von einigen Tagen zugeschnitten. Wer im Winter eine Tour mit Schneeschuhen durch die Snowy Mountains macht oder allein die Wüste durchqueren will, mag andere Sachen einpacken wollen.

Ein Kompass fehlt nicht etwa in der Liste. Ich habe ihn bewusst weggelassen, da nur Leute sich auf Wanderungen mit Kompassnavigation begeben sollten, die diese Liste nicht mehr nötig haben. 😉

Verhalten in der Natur

Lass den Busch so zurück, wie du ihn vorgefunden hast. Man sollte allenfalls niedergedrücktes Gras als Zeichen deiner Anwesenheit erkennen können.

Was du reintragen kannst, kannst du auch raustragen. Das Vergraben von Müll ist genauso wie das Verbrennen nicht akzeptabel.

Feuer sind romantisch und schön, sollten aber auf das Notwendigste beschränkt werden. Verbrenne nur herumliegendes, trockenes Totholz. Nimm niemals Holz direkt aus den Bäumen oder Sträuchern. Benutze nach Möglichkeit bereits benutzte Feuerstellen statt neue Brandflecken zu erzeugen. Feuerplätze sind immer potenzielle Ansatzpunkte für Erosion. Deshalb benutze lieber einen Kocher. Australischer Sinnspruch: Je größer der Trottel, desto größer das Feuer.

Toilette: Entferne dich mindestens 50m von Camps und Wasser und vergrabe Kot und Toilettenpapier wenigstens 15 cm tief. Wasche dich nicht mit Seife an Flüssen oder Seen. Gehe dazu und zum Abwaschen wenigsten 50m weg vom Ufer.

Gruppen sollten vier bis sechs Personen nicht überschreiten.

Wanderstöcke und grobstollige Schuhe sollten zu Haus bleiben. Besonders in beliebten Gebieten tragen sie massiv zur Erosion bei. Das gilt besonders für Wanderstöcke. Diese sind bei Orthopäden sicher beliebt und erleichtern das Tragen von Lasten enorm, doch die Flächenbelastung des Bodens ist hundert- bis tausendfach höher als bei einem Fuß.

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