Archiv: Notsituationen im australischen Busch

Seit 1999 habe ich auf meiner ersten Website australien-fotos.de viele Tipps zum Reisen in Australien gegeben. Die Seite ist später in fotosundreisen.de aufgegangen. Die selbst programmierte Software wurde immer wartungsintensiver und deshalb habe ich die Inhalte auf dieses Blog umgezogen. Einige Inhalte wirken heute (2020) völlig aus der Zeit gefallen. Aber vielleicht gerade deshalb erhalte ich sie hier im Archivbereich.

Notsituationen

Alle Tipps sind selbst erprobt bzw. sorgfältig recherchiert. Befolgen kannst du sie aber nur auf eigene Gefahr!

Erste Regel: Don’t panic!

Zweite Regel: Denke vor deiner Tour über den Nutzen eines umfangreichen Erste-Hilfe-Kurses nach.

Falls du ein Handy mit in den Busch genommen hast, ist jetzt der Zeitpunkt es einzuschalten und zu versuchen ein Netz zu bekommen. Gelungen? Dann lehn‘ dich zurück, bis die Hilfe da ist. Ok, vielleicht kannst du ja schon mal vorarbeiten. Siehe weiter unten bei der jeweiligen Situation.

Du hast kein Handy oder erreichst kein Netz? Dann schauen wir doch mal auf die Art des Notfalls:

Der Schlangenbiss: Herzlichen Glückwunsch! In Australien von einer Giftschlange gebissen zu werden ist weniger wahrscheinlich als in Deutschland den 6er mit Zusatzzahl zu ziehen. Bist du barfuss, durch das hohe Gras gelaufen und das auch noch nachts und betrunken? Nein? Dann wärst du in den letzten zwanzig Jahren ca. der 2., der an einem Schlangenbiss eingeht.

Irgendwie bist du also zu dem Biss gekommen. Je ruhiger dein Herz jetzt schlägt, desto geringer wird die Konzentration des Giftes, die auf einen Schlag durch deine Organe rauscht. Tief durchatmen. 10,9,8,7,6,5,4,3,2. Schon viel besser. Ganz ruhig sorgst du dafür, dass die Wunde und der betreffende Körperteil mit Druckverbänden versorgt wird – nicht vollständig abdrücken. Arme in leicht abgewinkelter Stellung zur Ruhe bringen und Beine gerade schienen. Die Bisswunde nicht waschen, aussaugen oder dergleichen, da Reste des Giftes von den Ärzten, in deren Behandlung du dich jetzt umgehend begibst, zur Bestimmung eines Gegengiftes genutzt werden können.

Hitzeerschöpfung, Hitzschlag, Sonnenstich: Also, was habe ich da unter „Wandern in Oz“ die ganze Zeit von genug Wasser gefaselt?? Na gut, schauen wir mal näher.

Hitzeerschöpfung wird durch körperliche Belastung bei großer Hitze ausgelöst. Du bist blass, hochgradig schwach, kaltschweißig und fröstelst und hast einen schwachen, schnellen Puls? Dann leg dich flach in den Schatten (deck dich zu, wenn dir kalt wird), trink Wasser mit einem Teelöffel Salz pro Liter und bleib längere Zeit liegen und ruhe dich aus – damit es nicht schlimmer wieder losgeht. Bei Bewusstlosigkeit lass dich in die stabile Seitenlage bringen und bei Atemstillstand Mund zu Mund beatmen.

Hitzschlag entsteht besonders bei feuchtschwüler Witterung, wenn der Körper die Schweißbildung einstellt und es zu einem Wärmestau kommt. Du hast einen hochroten Kopf, heiße,trockene Haut, sehr hohe Temperatur, taumelst oder bist schon bewusstlos. Dann geht es jetzt an einen kühlen Ort, wo du deinen Oberkörper hoch lagerst. Klamotten runter und mit kaltem Wasser getränkte Tücher auf die Haut. Luft zufächeln lassen und ansonsten erst mal ausruhen. Im Falle von Bewusstlosigkeit siehe oben.

Sonnenstich ist die Folge direkter Sonneneinstrahlung auf den Kopf und einer daraus resultierenden Reizung der Hirnhaut. Du hast einen hochroten, heißen Kopf, kühle Körperhaut, Unruhe, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteife und/oder Bewusstseinsschwund. Dann man ab mit dir in den Schatten, den Kopf erhöht lagern und kalte, feuchte Tücher um den Schädel. Im Falle von Bewusstlosigkeit siehe oben. Ein Arzt wäre auch ganz hilfreich.

Unterkühlung: Du fühlst dich müde, zitterst unkontrolliert, hast verlangsamte Reaktionen, stolperst, hast Gliederschmerzen, deine Sprache ist durcheinander, du halluzinierst, bist völlig verausgabt oder apathisch ? Wenn bei kühler Witterung einige dieser Symptome auf dich oder einen deiner Kameraden zutreffen, wird es höchste Zeit etwas zu unternehmen! In weniger als 2h könntest du sonst schon tot sein. Suche einen geschützten Ort auf, iss etwas und pack dich warm ein – den Kopf nicht vergessen! Sorge für eine isolierte Unterlage. Versuche keine Massagen, heiße Getränke, heiße Bäder oder Alkohol – diese Maßnahmen würden nur Blut von den inneren Organen zur Haut abziehen. Im Falle von Bewusstlosigkeit siehe oben. Bei Herzstillstand ist eine Herz-Lungen-Reanimation notwendig.

Buschfeuer: Wochenlange Hitze, ‚total fire ban‘ (absolutes Feuerverbot) aber du wolltest ein Lagerfeuer? Egal wie du in das Buschfeuer gekommen bist, richtig gehandelt, hast du gute Chancen wieder rauszukommen. Einfach weglaufen ist leider nicht immer drin, denn ein Wipfelfeuer kann schneller über den ausgetrockneten Eukalyptuswald mit seinen ätherischen Ölen laufen, als dein Auto im Wald fahren kann.

Auch hier gilt: Don’t panic!

Versuche deinen Körper zu bedecken – vermeide dabei Kunststoffkleidung oder -decken! Am besten eignet sich Wollkleidung, die nass gemacht wird. Sind die Flammen weniger als 1,5m hoch und weniger als 5m tief hast du gut eingepackt eine gute Chance durchlaufen zu können, wenn das Unterholz nicht zu dicht ist. Wenn du weglaufen kannst, laufe niemals bergauf – das Feuer ist schneller. Wenn du nicht mehr weg kannst, buddele dich ein. Ein Fels, ein großer Baumstamm oder ähnliches kann dabei etwas Schutz bieten. Auch ein Auto bietet angeblich guten Schutz. Explosionen des Tanks seien selten, sagt die einschlägige Literatur. Ein Teich oder ein Bach sind natürlich idealer Schutz. Vermeide aber auf Stelzen stehende Wassertanks, wenn du nicht als Bouillon enden möchtest.

Wasser- oder Nahrungsmangel: Wieso bist du soweit weg von Nahrung??? Verhungern dauert in der Regel etliche Tage bis Wochen. Wer sich also in die Lage begeben hat nicht genug zu essen zu haben, sollte hinreichend Literatur zu Buschnahrung studiert haben – denn er ist ziemlich weit draußen. Bei mangelndem Wasser kann es allerdings unter ungünstigen Bedingungen nur Stunden dauern, bis Dehydrierung zum Tod führt. Deshalb noch mal: Stelle immer eine hinreichende Versorgung mit Wasser sicher.